Borreliose ernst nehmen

(c) Bündnis 90 / Die Grünen

Noch immer ist Zeckensaison in Deutschland. Seit 2003 besteht in Thüringen Meldepflicht für Borreliose, eine der häufigsten durch Zecken übertragenen Krankheiten. Mittels der Kleinen Anfrage „Borreliose-Erkrankungen in Thüringen“ (Drs. 5/6376) wollte Anja Siegesmund, gesundheitspolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion, Genaueres von der Landesregierung erfahren. Dazu stellt die bündnisgrüne Gesundheitspolitikerin fest:

„Borreliose ist eine facettenreiche Erkrankung mit verschiedensten Symptomen. Die Landesregierung verkennt jedoch die Komplexität der Krankheit. So lässt die Antwort auf unsere Kleine Anfrage eine kritische Betrachtung der Meldekriterien für Borreliose vermissen. Bei Neuinfektionen haben nur 50 Prozent der Betroffenen eine sogenannte Wanderröte. Diese gilt jedoch als wesentliches Diagnose- und Meldekriterium. Somit werden viele Borreliose-Neuerkrankungen weder erkannt noch erfasst. Bei chronischen Fällen werden nach neueren Untersuchungen nur drei von zehn Fällen tatsächlich diagnostiziert und behandelt. Das muss sich ändern! Unwissenheit und Untätigkeit der Landesregierung gehen hier eindeutig zu Lasten der Patientinnen und Patienten.“

Zudem müsse klar sein, dass eine Statistik allein noch nicht der Stein der Weisen sei, fährt die Grünenpolitikerin fort. „Trotz zahlreicher Borreliose-Erkrankungen in Thüringen sieht die Landesregierung keine Defizite hinsichtlich der flächendeckenden ärztlichen Versorgung der Patientinnen und Patienten. Die Erfahrungen von Betroffenen und Selbsthilfegruppen sprechen jedoch eine andere Sprache. Zwar seien Ärzte bemüht, doch auf Grund des vielseitigen Krankheitsbildes zunehmend überfordert. Die Prävention, Forschung, Therapie und Behandlung von Borreliose muss vom Freistaat endlich ernst genommen und verstärkt werden. Besonders wichtig ist es, auch in Thüringen auf Borreliose spezialisierte Arztpraxen einzurichten, die nach den Leitlinien der Deutschen Borreliose Gesellschaft arbeiten. Die Vergabe von Landesmitteln zur Schwerpunktförderung im Bereich Borreliose sowie die Entwicklung eines Gesamtkonzeptes zur Verbesserung von Statistik, Diagnose und Therapie der Krankheit sind zwingend notwendig.“

Themen

Eine treffende sozialpolitische Feststellung zu einem oft herunter gespielten Thema. Ich komme nicht aus dem Land Thüringen aber mußte durch meine Frau (vorher kerngesund) das Thema dieser Erkrankung kennen lernen. Die Erkrankung wurde erst 1,5 Jahre nach dem Ausbruch einer akuten Arthritis erkannt, dann zu kurz behandelt und es wurde trotz eindeutiger klinischen Symptome und positiver Serologie in einer Uniklinik sogar behauptet, das diese nicht mehr behandlungsbedürftig war - trotz ersten Ausfällen im Nervensystem.
Jetzt ist sie ein Fall für die Erwerbsminderungsrente, aber auch hier wird trotz mitlerweile umfassender medizinischer Befunde behauptet, das Meningismus mit Polyneuropthie, chronische Knie-Arthritis mit beginnender Arthrose, chronischer Immunschwäche mit Sinusitis und chronischer Erschöpfung u.s.w. ohne relevante Leistungseinschränkung und ursächliche Erkrankung einher gingen. Das natürlich wieder vom ärztlichen Dienst so bestätigt, obwohl in der Verfahrensakte genau das Gegenteil belegbar ist. Wo leben wir eigentlich, wenn Ärzte solche Verläufe totschweigen und behaupten so etwas gibt es nicht, wenn es doch immer wieder betroffene und ihre Angehörigen genauso durchleben müssen?