Radverkehr in Thüringen planvoll und zielstrebig verbessern

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Den besonderen Bedürfnissen der Radfahrenden wurde in der Vergangenheit nicht immer die gleiche politische Aufmerksamkeit geschenkt wie dem Motorisierten Individualverkehr (MIV) und dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Fast die Hälfte der Fahrten mit dem PKW ist kürzer als fünf Kilometer. Hier liegen große Verlagerungsmöglichkeiten zum Fahrrad. Mit dem E-Bike sind sogar Strecken bis zu 20 Kilometer im Alltagsradverkehr zu bewältigen.

Seit 1993 wurden gerade einmal 166 Kilometer straßenbegleitende Radwege durch den Freistaat Thüringen gebaut. Dies entspricht jährlich nur 8,3 Kilometern. Bei Radwegen an Bundesstraßen sieht es ähnlich aus, hier wurden in den letzten 120 Jahren 301 Kilometer errichtet, also knapp 15 Kilometer pro Jahr. Bei einer Streckennetzlänge von Bundes- und Landesstraßen in Thüringen von fast 6.000 km sind 559 km an straßenbegleitenden Radwegen deutlich zu wenig.

Die Studie "Mobilität in Deutschland" zeigt, dass der Anteil des Radverkehrs an den Fahrten (Modal Split) im Freistaat bei unter acht Prozent stagniert. Um dies zu ändern, müssen die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen und der Alltagsradverkehr gezielt gefördert werden. Pendeln und Einkaufen mit dem Fahrrad soll für alle sicher und bequem möglich werden.

Das Thüringer Radverkehrskonzept ist veraltet und beinhaltet kaum klare und messbare Ziele. Die Landesregierung wird deshalb gebeten, das Thüringer Radverkehrskonzept zu überarbeiten und fortzuschreiben. Dabei soll einerseits Wert auf messbare Zielvorgaben gelegt werden und andererseits sollen der Trend zur Rad-Elektromobilität und Mountainbike- Konzepte mit einbezogen werden. Der kürzlich vorgelegte Nationale Radverkehrsplan 2020 bietet hier gute Ansätze, die auch in Thüringen aufgegriffen und umgesetzt werden sollten.

Viele Straßen sind auch Radwege. Deshalb müssen diese besser auf die Bedürfnisse der Radfahrenden abgestimmt werden. Sie müssen attraktiv und sicher für alle Verkehrsteilnehmer gestaltet werden. Die verstärkte Berücksichtigung von Maßnahmen zur intuitiven Verkehrsführungkann hierbei dazu beitragen, dass alle Verkehrsteilnehmer angemessen Rücksicht aufeinander nehmen.

Der Ausbau der radtouristischen Netze wurde von der vorigen Landesregierung bereits vorangetrieben. Dies begrüßen wir, denn es führte zu einer deutlich stärkeren Nutzung dieser Infrastruktur. So wurden bereits 2010 allein am Unstrut-Radweg über 40.000 Radfahrende gezählt. Wir wollen den vorhandenen Trend - d.h. den Boom des Radtourismus - nutzen, verstetigen und nach und nach die vorhandenen Mankos, wie bspw. die fehlende bzw. mangelhafte Ausschilderung des Iron Curtain Trail (europäischer Radweg entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs) abbauen. Ferner sehen wir großes Entwicklungspotenzial für die Etablierung eines auf der Schönheit unserer Natur und Landschaft beruhenden (Rad-)Tourismus. Einen wichtigen Ansatzpunkt zur Umsetzung dieser Ziele sehen wir in einer stärkeren Unterstützung der Landkreise bei der Koordinierung.

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